Russland 1992

Posted on 05/08/1992 by ansgarbaumert

Mit einer Bekannten Aushang an der Uni entdeckt: Europa Sprachenschule sucht Praktikanten für Deutsch als Fremdsprache in Sankt Petersburg. Meine Bekannte  studiert Russisch und ich Deutsch als Fremdsprache. Wir bewerben uns erfolgreich, obwohl man den Flug selbst bezahlen muss. Dann checken wir die Flüge; am billigsten fliegt Aeroflot. Aber bezahlen muss man auch dafür etwas. Und das widerstrebt mir. Irgendwann bekomme ich die Idee zu trampen.

Es folgt eine eingehende Recherche mit dem Dierke Schulatlas: Die Strecke über Polen, Litauen und so weiter kam nicht in Frage. Also nahmen wir die Strecke über Dänemark, Schweden und Finnland, mitsamt Fähre in Dänemark und zwischen Stockholm und Helsinki.

Auf dem Hinweg fragten  wir kurz vor  Stockholm den Fahrer, wo man gut zelten könnte. Er ließ uns an einem wundervollen See heraus. Wir bauten das Zelt auf, schwammen ausgiebig im See und machten ein Lagerfeuer.

Von vor der russischen Grenze an fahren wir mit dem Bus. Das war der Kompromiss mit meiner Bekannten, sonst hätte sie sich auf diesen Deal nicht eingelassen. Das Grenzgebäude war sehr heruntergekommen, aber es gab einen Röntgenband für Gepäck. Als mein Rucksack durch die Maschine lief, stoppte es plötzlich, ein Alarm ertönte, vier oder fünft russischen Soldaten richteten ihre Kalaschnikof-Machinengewehre auf mich und trieben die anderen Passagiere aus dem Gebäude. Ich wurde angewiesen, meinen Rucksack auszuleeren. Fast schon ganz zum Schluss bekam ich meine Heringe in den Griff. Wenn man davon 15 oder 20 in seinem Rucksack hat, kann ein Röntgengerät schon mal Alarm schlagen, es könnte sich um eine Bombe handeln. Alle entspannten sich wieder.  Man klopfte mir solange auf die Schulter, bis ich wieder normal atmen konnte und alles war gut,

In Sankt Petersburg geben wir Leuten, die sozial tätig sind, Deutschunterricht.

Zwei Wochenenden verbringen wir in in Karelien, dem Urwaldgebiet zwischen Russland und Finnland, wo einer unserer Schüler der Pionierleiter ist. Es gibt ein Motorboot und ich will unbedingt Wasserski fahren, obwohl es stürmt. Nach mehreren Versuchen gelingt es mir, in der Hocke für eine Weile durch die erstaunlich hohen Wellen auf den Skiern zu bleiben. Es gibt auch ein Ruderboot: Wir rudern, später bei gutem Wetter kreuz und quer über den See und singen: „ Ich sitze im Schlauchboot und hol mir ein runter, ich muss mich beeilen, denn das Boot geht gleich unter“.

Ich wohne bei einem unserer Schüler in der Ulica Veteranow. Wir wohnten dort mit Marcs Frau und seinem kleinen Baby-Sohn.

Meine Bekannte bleibt in Russland, aber mein Mitbewohner entscheidet sich, seine Familie zu zurückzulassen und in Deutschland zu studieren. Mit einem anderen Mann ist das Trampen viel schwieriger als mit einer Frau. Wie brauchen 2 Tage mehr für den Rückweg,

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