Mongolei
Posted on 14/10/2002 by stsadmin
Im Oktober 2002 flog ich in die Mongolei.
Beim Aufenthalt in Beijing wurde meine Kamera geklaut und ich hatte nur zwei ganz billige Einwegkameras.
Für eine Reise in die Gobi-Wüste fand ich einen Australier, einen Schweden und ein Pärchen aus Amerika. Wir fuhren mit einem altertümlichen, russischen Geländebulli, den man jeden morgen ancranken musste. Der Alltag auf dieser neuntägigen Reise war eintönig: Wir fuhren den ganzen Tag durch die Wüste, wobei wir alle paar Stunden auf ein Zelt (Ger) stießen. Dann bekamen kleine, harte Yakkäsestüke und zu den Hauptmahlzeiten eine Schafsuppe – und den obligatorischen Yakmilch-Tee oder, mit Vorsicht zu genießen, fettigen Yakbutter-Tee. Jeden Abend standen wir lange draußen und guckten in den Sternenhimmel, Ob der totalen Dunkelheit in der Wüste, konnte man die Milchstraße wie einen Sternennebel durch den ganzen Himmel ziehen sehen. Und es gab Sternschnuppen ohne Ende, zuweilen mehrere auf einmal. Wir schliefen zusammen mit unseren Gastgebern und unserem Fahrer auf dem Boden des jeweiligen Gers. Ich hatte nur einen Sommerschlafsack dabei. Es wurde aber, wenn das Feuer im Yakscheißeofen ausgegangen war, bitterkalt. sodass ich manchmal heimlich aufstand und Yakscheiße in den Ofen gab.
Als wir nach ein paar Tagen auf einen kleinen Ort stießen, wo es einen kleinen Laden gab, wurden wir enttäuscht: Es gab nur ein paar Äpfel..
Das öffentliche Badehaus, bestand nur aus zwei Duschen – die einzige Möglichkeit zu Duschen in neun Tagen. Ich wollte auch unbedingt in die Schule dort, eine Mittelschule, die 700 Schüler aus der ganzen Wüste im Internat beherbergte. Der Sportlehrer war ein amtierender mongolische Meister im Ringen oder so. Wir wurden als Ehrengäste empfangen. Der Hohlraum zwischen den Doppelfenstern war halb mit Sägespänen angefüllt. Es wurde erklärt, dass Kohle für die Heizungen in die Wüste geliefert werde müsse, was zu teuer sei. Also füllten sie jeden Winter als Wärmedämmung die Fenster mit Sägespänen und machten dann halt das Licht an.
Eines Nachmittags bekam ich ein kleines Pferd zum Reiten. Als ich kurz darauf in vollem Galopp war, ging der Sattel kaputt, seine Einzelteile fielen an allen Seiten herunter, so auch die Steigbügel. Ich dachte, ich sollte das Pferd möglichst langsam zum Anhalten bringen sollte, da ich keinen Halt mehr hatte, als das Pferd, das wohl auch gemerkt hatte, dass etwas nicht stimmte, eine Vollbremsung hinlegte. Ich flog vom Pferd und landete genau auf dem Rücken. Um den Gesichtsverlust zu begrenzen, stand ich sofort auf und hielt das sich aufbäumende Pferd an den Zügeln. Da ich versucht hatte, mich mit den Oberschenkeln am Sattel festzuhalten, war meine Hose zerrissen. Später im Ger ließ ich mir Nadel und Faden geben und flickte sich notdürftig. Schließlich war es meine einzige Hose.
Zum Glück war ich ganz unverletzt, aber ich bekam fiese Kopfschmerzen die mir den Abend verleideten, wobei ich für einige Stunden alles doppelt sah. In dem Ger gab es an diesem Abend eine Show, es kamen zwei Mongolen mit Instrumenten und machten laut Musik, was meinen Kopfschmerzen nicht wirklich gut tat.
Plötzlich trat der Schwede auf mich zu und reichte mir – ein kleines Snickers. In dieser Wüste, nach dem ich 7 Tage nur Reis mit Schafsfleisch gegessen hatte, und dann mit diesen beängstigenden Kopfschmerzen, war das eine der schönsten Mahlzeiten meines Lebens und ich werde das diesem Hendrik nie vergessen, weil ich mir vorstellen kann, wie schwer es ihm gefallen sein muss, diese Häppchen Zivilisation wegzugeben.
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