China Gansu Kunlun Shan Oktober 2005

Posted on 14/10/2005 by stsadmin

Die Gansuprovinz liegt im tibetanischen Hochland. Neben dem islamischen Hui-Volk gehören die Tibeter zu den stärksten Minderheiten in Gansu.

In dem kleinen Ort Xiahe, mit seinem etwas heruntergekommenen, urtümlichen tibetanischen Kloster Labulengsi, fand ich einen Tibetaner namens Asang zu finden, um eine Reittour in die Berge zu machen. Am Abend ließ er mich auf dem Pferd probesitzen, einer großen, sympathischen Stute.

Am nüchsten Morgen ging es bei strahlend blauem Himmel los, vor uns zog sich die Kunlun-Bergkette hin, die, wie mir Asang erklärte, normalerweise im Nebel verborgen läge. Da wir schon auf knapp 4000 Meter Höhe waren, schien sie gar nicht so wahnsinnig hoch zu sein. Bald erreichten wir eine Wiese, auf der ein tibetanisches Pärchen saß. Malerisch im Hintergrund standen ungefähr 20 Yakbullen, voll bepackt mit Zelten, mit Holzpfählen, Zeltplanen und Öfen. Außerdem waren da zwei Yaks zum Reiten, ein Bulle und eine Kuh. Dieser illustren Gruppe gesellten wir uns zu. Ich Ich ritt die Reityaks probe. Der Bulle trampelte lustlos und gelangweilt auf der Wiese herum und die Kuh war so klein, dass ich gleich wieder abstieg. Ich war heilfroh, als ich mich wieder auf mein großes, leichtfüßiges Pferd schwingen konnte: der einzige, der nicht auf einer doofen Kuh reiten musste. Zu meiner Überraschung machten wir uns mit den beiden Tibetanern gemeinsam auf den Weg, Asang ritt auf dem Bullen, das Pärchen zusammen auf der Kuh; so trieben wir die 20 beladenen Yaks quer durch die Hochebene. Sobald sich einige Yaks von der Herde entfernten, ritt ich hin und trieb sie wieder zurück, während die Tibetaner wahrscheinlich froh waren, dass sie das nicht machen mussten. Das Gelände war unwegsam: es ging steil hoch und runter, über Felsen durch Schlamm, Matsch und Bäche. Einmal ging es so steil bergab in eine Schlucht, in der unten ein kleiner Fluss war, dass ich fast auf dem Pferdehintern liegend, die Zügel freigab und dachte, das Pferd wird wohl selber am besten wissen, wie wir da unten durchkommen. Endlich sprang es mit einem großen Satz ins Wasser und meine Beine wurden bis zu den Knien nass. Ein anderes Mal kamen wir in einen Morast. Unversehens sackte mein Pferd so tief ein, dass es mit dem Bauch auflag, sodass ich mit beiden Füßen in den Steigbügeln auf dem Boden stand. Zu meiner Erleichterung stemmte es sich mit einem großen Satz aus dem Schlammloch heraus.

Als es abends schon finster wurde, kamen wir an: ein Paar Zelte in ziemlich großem Abstand auf dem breiten Rücken eines Hügels. Asang schärfte mir vorher ein, mich vor den Hunden in Acht zu nehmen, meine Mitreisenden passten auf, dass immer einer zwischen mir und den heranstürmenden, gemeingefährlich zähnefletschenden Biestern ritt. Vor tibetanischen Hunden wird gewarnt und da ich auf einer früheren Reise schon mal von so einem Hund gebissen worden bin, habe ich großen Respekt.

Während sich das tibetansiche Paar um die Kühe kümmerte, machte Asang Essen: Tsampa: Einer Holzkiste entnimmt man Mehl, Yakbutter, Zucker und kleine, harte Yakkäsestücke. Das wird alles mit den Händen zu einem Teig verknetet, der dann gegessen wird. Das schmeckt nicht scheußlich und füllt den Magen. Getrunken wird sehr fettiger Yakbuttertee. Erst spät abends gab es ein bisschen Gemüse und Reis. Das Zelt stehen mitten zwischen den Tieren und man sitzt drinnen direkt auf der Wiese. In der Mitte steht ein Ofen, der mit getrockneter Yakscheiße beheizt wird, neben dem Ofen wird ein Erdloch aus dem Boden gestochen, in da kommt die ausgeglühte Yakscheißeglut aus dem Ofen und darauf stellen die dann den Teekessel, damit der Tee nicht so schnell kalt wird.

Es wurde bitterkalt und, nachdem ich in meinen Schlafsack lag, legten die Leute so viele schwere Decken auf mich, dass ich mich fast nicht mehr bewegen konnte. Asang schärfte mir noch ein, keinesfalls in der Nacht alleine rauszugehen, da sich so kurz vor dem Winter hungrige Wölfe zu den Zelten trauten, um dort was zu fressen zu finden. Als ich dann doch einmal alleine raus musste, stand ich in einer Wunderwelt: Es schneite, alles war weiß und es gab so viele Sterne und sie waren so hell und so nah und der Schnee warf das Sternenlicht zurück. Wenn es nicht so kalt gewesen wäre, hätte ich  bestimmt noch eine Weile dort gestanden.

Das Frühstück wurde mit den gleichen Zutaten gemacht, wie das Tsampa, nur dass so viel Yakbuttertee beigegeben wurde, dass es eine Matsche wurde. Draußen war immer noch alles weiß, aber wärmer. Der Mann trieb die Schafe ein. Die Frau sammelte den Brennstoff ein, den die Yaks in der Nacht gemacht hatten. Der Zeltstoff ist nicht wasserdicht, der Schnee, der darauf liegt, schmilzt und das Wasser tropft in das Zelt wie Regen.

Auf dem Rückweg besuchen wir eine tibetanische Himmelsbestattungsstelle. Das sind Kultstätten, wo die Verstorbenen hingelegt und von Geiern gefressen werden! In den Schädel wird ein Loch geschlagen, damit die Vögel an das Gehirn kommen. Wir laufen zwischen den Skeletten herum.

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